Städtepartnerschaften kommen aus der Mode / Freundeskreise erwägen sogar ihre Auflösung
Stimbergzeitung vom 15.10.2014
Oer-Erkenschwick.( mü ) Die internationalen Kontakte zwischen Oer-Erkenschwick und seinen sechs Partnerstädten schlafen immer weiter ein. Das gilt sowohl für die offizielle, politische Ebene als auch für Vereine und Verbände.
Gegenseitige Besuche sind seltener geworden. Die Folge: Mit den "Lübbenauern" hat sich ein Partnerschaftsverein bereits aufgelöst. Zwei weitere denken aktuell zumindest darüber nach. Bürgermeister Achim Menge will dennoch die bestehenden Städtepartnerschaften nicht infrage stellen. Seit 1963 besteht die Freundschaft zu Halluin in Frankreich, wenige Jahre später folgte Longbenton ( heute North Tyneside ) in England, dann Lübbenau in Brandenburg, Kocevje in Slowenien, Pniewy in Polen und schließlich Oba in der Türkei. Oer-Erkenschwick lässt sich diese Partnerschaften im Jahr immerhin 6 300 Euro kosten. Das Geld bekommen die Freundeskreise für ihre Arbeit. Außerdem werden Austauschmaßnahmen bezuschusst und Reisekosten übernommen. "Denn trotz der zunehmenden Globalisierung bleibt es wichtig, dass sich vor allem junge Menschen, zum Beispiel aus den benachbarten europäischen Ländern besser kennen- und schätzen lernen", sagt Achim Menge. Doch: Junge Menschen fliegen heute offensichtlich lieber mut dem Rucksack nach Thailand oder Südafrika, als zum Beispiel nach Halluin. Peter Raudszus, seit 1985 Vorsitzender des Deutsch-Französischen Freundeskreises ( DFF ), weiß davon ein Lied zu singen. "Die Kontakte sind deutlich weniger geworden. Halluin ist heute für junge Menschen nicht mehr so attraktiv." Das schlägt sich auch in der Freundeskreis-Arbeit nieder. Die Mitgliederzahl ist von einst mehr als 100 auf 40 zurückgegangen. "Und die verbleibenden werden immer älter", sagt Raudszus. Er will das Thema innerhalb seines Freundeskreises bei der Jahreshauptversammlung am 30. Oktober offen ansprechen. "Wenn alle Stricke reißen, müssen wir den Verein auflösen." Ähnlich sieht das Vize-Bürgermeister Herbert Hamann. Er ist der Chef des slowenischen Freundeskreises. "Wir haben keine 20 Mitglieder mehr. Und den Partnerschschaftsverein in Kocevje gibt es auch nicht mehr. In Slowenien gibt es auch immer weniger Ansprechpartner für uns." Das gilt genauso für den Deutsch-Türkischen Freundeskreis ( DTF ). Die türkische Partnerstadt Oba ist im Frühsommer in die Großgemeinde Alanya eingemeindet worden. Zum neuen Bürgemeister gibt es trotz mehrfacher Versuche keinen persönlichen Kontakt. Ansprechpartner im Alanya-Rathaus gibt es auch nicht. Bürgermeister Achim Menge will im November deshalb in die Türkei fliegen: " Es wäre nämlich sehr schade, wenn der vor zwei Jahren erstmals mit Erfolg durchgeführte Schüleraustausch mit Oba nicht mehr stattfinden würde." Einen polnischen Freundeskreis hat es nie gegeben und der Lübbenauer Freundeskreis hat sich aufgelöst. Einzig der Deutsch-Englische-Freundeskreis ( DEF ) freut sich über Nachwuchs und hält seine Kontakte nach North Tyneside aufrecht. Erst vor wenigen Wochen weilte eine Delegation von der Insel am Stimberg. Der Gegenbesuch ist bereits terminiert.